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Wo sind die tragfähigen Konzepte für Landwirtschaft im Moorschutzgebiet?

In Niedersachsen sollen trockene Moore großflächig vernässt werden, um den Klimawandel zu bekämpfen. Landwirten feheln dabei tragfähige Konzepte.

Lesezeit: 3 Minuten

Das Thema Moorschutz wird in Niedersachsen rege und kontrovers diskutiert. Der Landesbauernverband wünscht sich einen ergebnisoffenen Prozess und findet es richtig, dass die Landesregierung bewährte Partner und Einrichtungen der Landwirtschaft in diesen Prozess einbeziehen will.

„Die Landwirte auf den Moorstandorten dürfen bei den anstehenden Veränderungen nicht zu Leidtragenden werden“, stellt der Vorsitzende des Grünlandausschusses im Landvolk Niedersachsen, Dr. Karsten Padeken klar.

Die Gesellschaft wollte damals die Trockenlegung

„Die Trockenlegung der Moore war eine gesellschaftlich gewollte und staatlich gesteuerte Kulturleistung.“ Deshalb seien Staat und Gesellschaft dafür verantwortlich, parallel mit jeder Maßnahme, die die bisherigen Nutzungsmöglichkeiten von Moorböden einschränken oder unmöglich machen, wirtschaftlich tragfähige Alternativen für die Zukunft der Landwirtschaft auf Moorstandorten zu entwickeln und im Konsens umzusetzen. Padeken: „Die Unsicherheit bezüglich der Zukunft der Moorstandorte ist für die betroffenen Betriebe bereits heute eine erhebliche Belastung.“

Wie soll Vernässung ablaufen und wer zahlt?

Weitere Zweifel hat die Landwirtschaft bezüglich der Umsetzbarkeit und eine geordnete Planung von Grundwasseranhebungen zur Moorwiedervernässung. Denn es gibt bisher nur eine rudimentäre fachliche Datenbasis über die Wasserverfügbarkeiten.

Und trotz neuer Ankündigungen der Landesregierung ist immer noch nicht klar, wie das Ganze finanziert werden soll. Auch die administrativen Voraussetzungen für den Umbau des Landschaftswasserhaushalts auf vielen zehntausend Hektar sind ungewiss. „Die Sorge in den betroffenen Regionen ist nach wie vor groß, dass die Ziele am Ende doch über das Ordnungsrecht ‚durchgedrückt‘ und in Eigentumsrechte eingegriffen werden könnte“, beschreibt Padeken die Lage.

70 % der Moore landwirtschaftlich genutzt

Niedersachsen verfügt über 484.000 ha Moorböden bzw. kohlenstoffreiche Böden, davon werden rund 70 % landwirtschaftlich genutzt (335.000 ha) und davon wiederum etwa 4/5 als Grünland (ca. 270.000 ha) und 1/5 als Acker (ca. 65.000 ha).

Weil Niedersachsen damit im bundesweiten Vergleich am stärksten betroffen ist und die entsprechende Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Moorbodenschutz bereits im Niedersächsischen Klimagesetzt NKlimaG umgesetzt hat, mahnt das Landvolk aufgrund der dort formulierten Ziele noch folgende Aufgaben an: Es müssen geeignete Finanzierungsinstrumente für die freiwillige Wiedervernässung privater Flächen entwickelt werden.

Darüber hinaus ist eine Machbarkeitsstudie zur wissenschaftlichen Untersuchung der hydrologischen Rahmenbedingungen von Wiedervernässungen sinnvoll; ebenso ein Pilotprojekt zur wissenschaftlichen Untersuchung des Potenzials zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen auf Moorböden durch Teilvernässungen und verschiedene kulturtechnische Maßnahmen (zum Beispiel Sanddeckkulturen oder Baggerkuhlungen). Auch müssen Absatzoptionen und Wertschöpfungsketten für Produkte aus Paludikulturen erarbeitet werden.

Und es müssen Finanzierungsquellen aus dem privaten Sektor stärker als bisher für die (Teil-)Vernässung von Mooren genutzt werden, so der Landesbauernverband.

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Aufforsten keine gute Idee

Übrigens ist es keine gute Option, trockengelegte Moore wieder aufzuforsten. Denn dadurch entstehen keine moortypischen Lebensräume und auch die aus dem mineralisierenden Torf entweichenden Treibhausgasemissionen werden nicht kompensiert, schreiben Wissenschaftlern der Universität Greifswald in einer aktuellen Studie. Für einen effektiven Moorschutz führe an der Wiedervernässung kein Weg vorbei.

Da im Torf deutlich mehr Kohlenstoff als im Wald gespeichert sei, würden die langfristigen Emissionen aus trockengelegten Mooren aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Kohlenstoffeinspeicherung in den aufwachsenden Bäumen übersteigen, so die Experten. Außerdem sei der im Holz gespeicherte Kohlenstoff nicht dauerhaft gebunden, sondern werde wieder abgegeben, sobald die Holzprodukte ihr Lebensende erreicht haben.

Laut dem Pressedienst Agra Europe überlegen einige EU-Mitgliedstaaten, die Mooraufforstung als mögliche Maßnahme im Rahmen des EU-Naturwiederherstellungsgesetzes (NRL) in Erwägung ziehen.

Ihre Meinung?

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