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Erbsen und Bohnen boomen

Innerhalb von nur zwei Jahren hat sich der Anbau von Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen fast verdoppelt. Das ist hauptsächlich dem Greening geschuldet. Aber auch die Nachfrage wächst. Diese Entwicklung hat selbst Experten überrascht: Im vergangenen Jahr wurden auf über 170 000 ha Körnerleguminosen angebaut.

Lesezeit: 5 Minuten

Innerhalb von nur zwei Jahren hat sich der Anbau von Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen fast verdoppelt. Das ist hauptsächlich dem Greening geschuldet. Aber auch die Nachfrage wächst.


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Diese Entwicklung hat selbst Experten überrascht: Im vergangenen Jahr wurden auf über 170 000 ha Körnerleguminosen angebaut. Das sind rund 1,4 % der deutschen Ackerfläche. Damit hat sich der Anbau innerhalb von nur zwei Jahren nahezu verdoppelt. Der Anbau konzentriert sich vor allem auf den Osten und Süden Deutschlands (Übersicht 1). Über die Hälfte der Anbaufläche in Deutschland entfällt auf Körnererbsen (86 500 ha). Danach folgen Ackerbohnen (40 500 ha), Lupinen (28 900 ha) und Soja (15 200 ha).


Vor 2014 ist der Anbau von Erbsen, Ackerbohnen und Co. fast 10 Jahre kontinuierlich zurückgegangen. Auch die Einführung der Eiweißpflanzenprämie in den 90er-Jahren war nur ein Strohfeuer. Profitiert hat davon seinerzeit ohnehin nur der Erbsenanbau. In den Folgejahren warfen immer mehr Landwirte die Körnerleguminosen aus ihrer Fruchtfolge. Dafür waren vor allem starke Ertragsschwankungen, höhere monetäre Erlöse bei den Konkurrenzkulturen, mangelnde Vermarktungsmöglichkeiten sowie der günstige Import von Soja aus Nord- und Südamerika verantwortlich.


Anbau wird wieder attraktiv


Das hat sich nun geändert. Für den vermehrten Anbau von Bohnen, Erbsen, Lupinen und Sojabohnen auf deutschen Äckern sind vor allem fünf Gründe maßgeblich:


  • Das Greening hat den Körnerleguminosen starken Rückenwind verliehen, weil die Betriebe die Leguminosenfläche mit dem Faktor 0,7 als ökologische Vorrangfläche anrechnen können. Für viele Landwirte ist das attraktiver als die Anlage von Rand- und Pufferstreifen.



  • Darüber hinaus fördern einige Bundesländer (z. B. Nordrhein-Westfalen, Hessen) vielfältige Kulturen im Ackerbau im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen der 2. Säule der EU-Agrarpolitik mit bis zu 125 €/ha. Der Anbau eines Mindestumfangs von Körnerleguminosen in der Fruchtfolge ist dabei verpflichtend. In Nordrhein-Westfalen sind das z. B. 10 %.



  • Immer mehr Betriebe bauen erfolgreich Sojabohnen an, vor allem in den klimatisch begünstigten Regionen Süddeutschlands. Die Auswirkungen des Klimawandels dürften den Sojaanbau künftig weiter begünstigen.



  • In Gebieten mit resistentem Ackerfuchsschwanz, der sich mit Herbiziden nicht mehr erfolgreich bekämpfen lässt, sind Bohnen und Co. interessant, weil sie als Sommerung das Zeitfenster für die Bekämpfung des Ungrases erweitern und die Entwicklung des überwiegend im Herbest keimenden Grases stören.



  • Der Anbau von Soja und anderen Hülsenfrüchten wird interessanter, weil sich die Absatzmöglichkeiten für heimische Körnerleguminosen allmählich verbessern. Der Lebensmittelhandel fragt verstärkt nach Milch und Fleisch von Tieren, bei deren Fütterung kein gentechnisch verändertes Soja eingesetzt wird.
Das ist häufig ein Problem, weil es in der EU gegenwärtig eine gewaltige Eiweißlücke gibt. Es fehlen EU-weit rund 16 Mio. t Eiweißträger für die Futter- und Lebensmittelproduktion. Nur knapp ein Drittel des Bedarfs stammt aus heimischer Erzeugung. Das meiste davon ist Rapsschrot.


Standortansprüche beachten


Wer Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen erfolgreich anbauen will, muss die Standortansprüche der Kulturen beachten. Ackerbohnen benötigen vor allem in der Blüte und beim Hülsenansatz eine ausreichende und kontinuierliche Wasserversorgung. Erbsen und Lupinen gedeihen dagegen auch noch bei geringeren Niederschlägen und auf leichteren Böden.


Derzeit werden Futtererbsen v. a. in den östlichen und südlichen Bundesländern angebaut. Ackerbohnen finden sich dagegen eher in niederschlagsreicheren Regionen. Hier liegen Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vorne.


Regional lässt sich eine klare Dreiteilung erkennen: In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen haben Körnerleguminosen eine deutlich größere Bedeutung als in den übrigen Bundesländern (Übersicht 1, Seite 60). Im Süden Deutschlands liegt der Anbau zwischen 1,0 und 1,5 %, im Nordwesten und Nordosten von Deutschland dagegen z. T. deutlich unter 1 % der Ackerfläche. Eine Ursache könnte sein, dass die Körnerleguminosen als Sommerung intensiv mit dem verbreiteten Maisanbau um die Anbaufläche konkurrieren.


Unabhängig von Standort und Region hängt der Ertragserfolg bei Körnerleguminosen maßgeblich davon ab, inwieweit es gelingt, den Konkurrenzdruck durch Unkräuter und Ungräser zu mildern. Das gilt insbesondere für die Jugendentwicklung. Hier ist die Toleranz gegen die Konkurrenz besonders gering.


Ein weiteres, schwer einzuschätzendes Problem beim Anbau von Körnerleguminosen ist die 2016 in größerem Umfang aufgetretene Infektion mit Nanoviren. Diese werden über verschiedene Blattlausarten übertragen und führen zu mangelhaft ausgebildeten Körnern oder komplett abgestorbenen Pflanzen. In betroffenen Regionen kann man derzeit nur mit einer Blattlausbekämpfung im Frühjahr gegensteuern (siehe top agrar 9/2016, S. 48).



Erntemenge steigt


Die größere Anbaufläche lässt auch die Erntemenge steigen. So wurden im vergangenen Jahr insgesamt etwa 160 000 t Ackerbohnen und 290 000 t Futtererbsen geerntet. Das hat zwar kurzfristig den Preisdruck erhöht, stößt aber andererseits regional unterschiedlich auf ein zunehmendes Interesse der aufnehmenden Hand. Erstmals seit vielen Jahren werden wieder „kritische Erntemengen“ erreicht und überschritten. Dies macht es für Verarbeiter und Vermarkter attraktiver, neue Verwertungsmöglichkeiten zu erschließen.


Dafür müssen diese auch mittelfristig mit stabilen Anbauumfängen und Erntemengen kalkulieren können. Wie sich in diesem Zusammenhang das von der EU-Kommission vorgeschlagene Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln auf ökologischen Vorrangflächen auf den Anbauumfang auswirkt, dürfte für die weitere Entwicklung eine entscheidende Stellgröße sein. Ohne Herbizideinsatz können sich viele konventionelle Landwirte den Anbau von Bohnen, Erbsen und Lupinen im Rahmen des Greenings kaum vorstellen.

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